Termin vereinbaren

Schlachtblatt | juni 01, 2025

Zwischen Autopilot und Absicht – Routinen im Arbeitsalltag

Zwischen Autopilot und Absicht – Routinen im Arbeitsalltag

Intro

 

Brauchen wir das noch oder ist es schon Gewohnheit? Ist das noch neu oder schon Routine?

Unser Arbeitsalltag ist voll von vorprogrammierten Abläufen, Handlungsmustern und Ritualen. Aber wie sinnvoll ist das alles? Wie oft sollte man sich seine routinierten Handlungen bewusst machen und den Sinn von Ritualen hinterfragen? Wie lange dauert es, neue zu etablieren, wenn sich alte Gewohnheiten als sinnlos erweisen. Und – Moment mal – sind Routinen, Rituale und Gewohnheiten eigentlich Synonyme füreinander?

Allen gemein ist jedenfalls, dass sie unser Gehirn entlasten, Entscheidungsprozesse im Alltag übernehmen und Stabilität und Sicherheit bieten. Doch genau deswegen setzen wir uns kaum bewusst mit ihnen auseinander.

Zum Glück bist du hier – im neuen SchlachtBlatt im Juni und wirst gemeinsam mit uns dem Thema Routinen und Rituale im Arbeitsalltag auf den Zahn fühlen.

 

Input

 

Diesmal fangen wir mit einer Geschichte* an:

Es war einmal ein Guru, welcher immer zu einer bestimmten Zeit mit seinen Schülern meditierte. Doch es ereignete sich, dass immer genau dann, wenn der Guru mit seinen Schülern meditierte, eine Katze schnurrend die Ruhe störte. Immer und immer wieder.

Schließlich wurde es zur Gewohnheit, dass die Schüler jedesmal vor der Meditation die Katze erst aussperrten.

Die Zeit verging und der Guru verstarb und sein Nachfolger trat an seine Stelle. Und auch er ordnete an, vor der gemeinsamen Meditation die Katze auszusperren.

Eines Tages verstarb auch die Katze.

Und jetzt? Tja, der neue Guru schaffte eine neue Katze an, welche vor jeder Meditation ausgesperrt werden konnte. Eben weil es zur Gewohnheit wurde und nicht, weil es nach wie vor sinnvoll war.

 

Eine Gewohnheit ist ein wiederholtes Verhalten, welches automatisiert abläuft. Wie beispielsweise am Morgen zuerst einen Kaffee zu trinken und dabei Social Media zu checken. Ohne großartige Bedeutung. Es würde sich vermutlich wenig ändern, würde man statt eines Kaffees einen Tee trinken oder einfach ohne Frühstück und Social Media am Morgen das Haus verlassen. Etwa 45 % unserer täglichen Handlungen sind Gewohnheiten und laufen wiederholt, oft automatisch und ohne bewusste Absicht ab.

Eine Routine ist eine Handlung oder eine Verkettung von Handlungen, welche einem immer gleichen Muster und Ablauf folgen. Unser Planning bei Schlachtplan beispielsweise ist zu so einer Routine geworden: Das ganze Team trifft sich am Montagmorgen 1,5h in einem Meeting und geht jedes aktuell laufende Projekt durch: Welche Haken können wir setzen und so sind noch offene Aufgaben? Luhmann würde sagen: Routinen sind sinnvoll, solange sie selektiv entlasten – nicht, wenn sie zur Denkvermeidung führen. Auch Routinen brauchen Pflege. Und manchmal auch ein Update – wie auch bei uns: zu jedem Teamtag sprechen wir über das Planning, optimieren die Agenda und strukturieren gegebenenfalls neu. So ist uns beispielsweise aufgefallen, dass wir alle, bevor wir in die Projekte starten, zuerst einen kleinen Check-In brauchen, um zu erfahren, was eigentlich gerade in den Köpfen der Schlachtplan Crewmitglieder so vor sich geht: “What’s on your mind?” und anschließend einen Blick in die Kalender, damit alle Kolleg*innen wissen wo in Deutschland gerade welche*r Schlachti unterwegs ist.

 

Zurück zur Katze des Gurus: Das Aussperren der Katze könnte weiterhin auch ein Ritual sein, sofern es einen emotionalen Wert hat und symbolisch aufgeladen ist. Wenn die Meditationen möglicherweise besser waren, seitdem eine Katze vorher ausgesperrt wurde, so wäre dies ein Ritual, weil man das Aussperren der Katze mit einer gelungenen Meditation verbindet. Ebenfalls ein Ritual wäre es beispielsweise, immer einmal im Jahr mit der besten Freundin oder dem besten Freund in den Sommerurlaub zu fahren – komme was wolle. Doch ein Ritual, das einst sinnvoll war, kann bedeutungslos werden – wenn niemand mehr weiß, warum es existiert – vor allem im Arbeitskontext.

Man sollte also regelmäßig hinterfragen: Welche Rituale folgen noch einem Zweck – und welche nur der Gewohnheit, liefern dem Team aber keinen Mehrwert mehr? Wirkt das Teamevent einmal im Jahr noch nach oder ist es für viele nur vertane Zeit?

Den Zusammenhang zwischen sinnvollen Ritualen und der Arbeitszufriedenheit untersuchte ein Forscherteam um Marilyn Zakhour (2023) in einer breit angelegten Studie mit Mehrmethoden-Design: Eine Online-Umfrage unter insgesamt 929 Büroangestellte aus 60 Ländern, Interviews mit 68 Führungskräften und 86 Teammitgliedern sowie ein Experiment in einer Werbeagentur im Nahen Osten über zwei Jahre hinweg lieferten Aufschluss.

Teams, die regelmäßig sinnvolle Rituale praktizierten, berichteten im Vergleich zu Teams mit wenigen oder keinen Ritualen:

 

Bevor ihr aber jetzt sofort losstürmt und schon morgen neue Rituale in eure Teamarbeit implementieren wollt, seid gewarnt: Sowas kann dauern.

Denn eine andere Studie zum Thema Gewohnheiten bietet Einblicke in den Prozess der Gewohnheitsbildung im Alltag. Die zentrale Erkenntnis: Im Durchschnitt benötigten die Teilnehmer 66 Tage, um eine neue Gewohnheit zu etablieren. Es gab jedoch erhebliche individuelle Unterschiede: Die Zeitspanne reichte von 18 bis 254 Tagen, abhängig von der Person und dem spezifischen Verhalten (Lally et al., 2009). Zwar ist hier die Rede von Gewohnheiten, doch bewusst Rituale zu einem bestimmten Zweck (z.B. Verbesserung der Arbeitszufriedenheit) zu etablieren, kann damit verglichen werden.

Doch etwas Tröstliches ergab die Untersuchung von Lally et al. (2009) auch: Und zwar hatte das gelegentliche Auslassen der neuen Gewohnheit keinen signifikanten negativen Einfluss auf den Prozess der Gewohnheitsbildung allgemein. Dies deutet darauf hin, dass Perfektion nicht erforderlich ist und kleine Rückschläge den Fortschritt nicht unbedingt behindern.

Unser Tipp: Erst die wertschätzende Analyse. Was habt ihr vielleicht für verborgene Rituale, die funktionieren? Behaltet Rituale, die verbinden. Verändert, was leer läuft.  Erfindet neu, was euch wieder kraftvoll begleiten soll.

 

Inside

 

Während das SchlachtBlatt erstmal mit der Bedeutung der verschiedenen Begriffe Gewohnheit, Ritual und Routine aufräumte und schließlich dem Ritual etwas mehr Aufmerksamkeit schenkte. Beschäftigen sich die Beiträge diesen Monat vor allem mit der Bedeutung guter Routinen für den Arbeitsalltag.

Dabei klären wir, warum Routinen Organisationen handlungsfähiger machen und mitunter sogar trotz ihrer Stabilität zu mehr Flexibilität und Kreativität führen können. Denn das schließt sich bei guten Routinen keinesfalls aus.

Darüber hinaus erzählt Mara in einem Beitrag aus ihrem Leben und warum es chaotisch sein kann, in neue Routinen zu finden.

Den Abschluss macht deine Methode zum #methodenmittwoch, welche dir helfen kann, neue Routinen zu etablieren.

 

Outro

 

Eben weil man sich viel zu selten seine Rituale und Routinen bewusst macht, beenden wir dieses SchlachtBlatt mit genau diesem Auftrag: Was habt ihr für Rituale und Routinen im Arbeitsalltag mit dem Team und alleine? Wobei habt ihr immernoch ein gutes Gefühl und was sollte gegebenenfalls erneuert werden?

Das könnte Sie auch interessieren

Kontakt

Tel. +49 176 32641387info@schlachtplan.de